Bild: Trinity

Am Anfang war ein Gebrüll. „Shithouse“, die erste Single von Big Special, erschien im Sommer 2023 – eine wütende, poetische, rohe Bestandsaufnahme innerer wie äußerer Verwahrlosung, vorgetragen mit der Kraft eines Punks und der Dringlichkeit eines Predigers. Joe Hicklin und Callum Moloney, zwei junge Männer aus dem englischen Black Country, standen damals zum ersten Mal als Headliner auf der Bühne des Dublin Castle in Camden – ein kleiner Club, in dem Legenden geboren werden oder für immer verschwinden.
Nur zwanzig Monate später: Das Duo steht im ausverkauften O2 Forum Kentish Town, keine zwei Kilometer vom Ort ihres ersten Londoner Auftritts entfernt. Doch der Weg zwischen diesen zwei Bühnen lässt sich kaum auf einer Karte erfassen. Über 2.000 Menschen strecken die Arme in die Höhe, sie singen, schreien, tanzen zu Songs ihres gefeierten Debüts „Postindustrial Hometown Blues“. Ein Werk, das britische Alltagsverzweiflung mit einem fast sakralen Pathos verbindet – voller Zorn, voller Menschlichkeit, tief verwurzelt im postindustriellen Herz Englands.
Big Special klingen wie ein Echo auf die besten Momente der Sleaford Mods, auf die Verzweiflung der frühen The Streets, gepaart mit der hymnischen Wucht eines Working-Class-Gospels. Ihre Musik ist nicht schön im klassischen Sinn – sie ist notwendig. Sie sprechen von Einsamkeit, von strukturellem Verfall, von Brüchen und Wunden, wie sie viele im heutigen Europa spüren. Und gerade deshalb berühren sie. Sie begleiten die Pixies auf Tour, spielen auf großen Festivals, bleiben aber ihrer eigenen, beinahe heiligen Mission treu: der Wahrheit eine Stimme geben, in einer Sprache, die nichts beschönigt.
„Es ist kein Wunder, kein göttliches Geschenk“, sagt Hicklin. „Wir sind einfach gut in dem, was wir tun. Und wir respektieren das Publikum.“ Das zweite Album ist bereits fertig – der Blick geht nach vorn. Denn Stillstand ist keine Option für Big Special.
Im Herbst 2025 kommt das Duo für eine Reihe von Konzerten nach Deutschland. Wer verstehen will, warum Musik wieder wütend sein muss – sollte hingehen.