© Dan Medhurst

Am 3. Oktober veröffentlichte Alfa Mist sein neues Album Roulette über sein Label Sekito Records. Mit dabei sind Gäste wie Homeboy Sandman, Tawiah und Kaya Thomas-Dyke. Im Rahmen der Albumtour macht er auch in Berlin Halt.

Alfa Mist stellt Gefühl über Perfektionismus, ein Credo, das seine Kreativität als Multiinstrumentalist, Rapper und Produzent antreibt. Seit seinem Debüt Nocturne (2015) gilt er als eine der unverwechselbarsten Stimmen der britischen Szene, mit Kollaborationen u.?a. mit Jordan Rakei, Tom Misch und Loyle Carner. Seine Musik bewegt sich zwischen Hip-Hop-Beats, Jazz-Ensemble-Orchestrierung und neoklassischen Werken.

Aufgewachsen im Osten Londons, fand Alfa über Grime zum Jazz. „Es gab keinen Zugang zu Jazz, wo ich herkomme. Man ließ uns glauben, Schwarze Kids hätten nur drei Optionen: Musiker, Sportler oder Krimineller“, sagt er. In der Schule bastelte er erste Grime-Instrumentals, später entdeckte er über Produzenten wie Madlib oder J Dilla Jazz-Samples und brachte sich autodidaktisch Klavier bei.

2017 gelang ihm mit Antiphon der Durchbruch: komplexe Instrumentals trafen auf Gesprächsfetzen mit seinen Brüdern über Familie. Structuralism (2019) thematisierte Identität und die Prägung durch seine ugandische Mutter. Bring Backs (2021) verband Groove-Experimente mit einem Gedicht von Hilary Thomas über Gemeinschaft im Exil und zeigte Alfa ungeschützt im Umgang mit Armut und Erfolg. Mit Variables (2023) brachte er mehr Tempo und Energie zurück, inspiriert von der Rückkehr zu Live-Auftritten.

Diese Live-Energie prägt auch seine Shows – vom Londoner Barbican bis zum Sydney Opera House. Mit seiner Band arbeitet er nach einem klaren Prinzip: Aufnahmen entstehen auf Tape, nur zwei Takes sind erlaubt. „Ich treffe vorab akribische Entscheidungen, lasse der Band aber im Moment völlige Freiheit“, sagt er. Das Zusammenspiel von Kontrolle und Spontaneität prägt seinen Sound.

Parallel gründete Alfa sein Label Sekito, veröffentlicht dort eigene Projekte, fördert Künstler wie Kaya Thomas-Dyke oder Jamie Leeming und hostet den Podcast Are We Live mit Barney Artist und Jordan Rakei. 2024 erschien mit Recurring ein Live-Album mit dem Amika Quartet – inspiriert von klassischen Live-Jazz-Aufnahmen hält er damit einen einzigartigen Moment fest, der niemals wiederholt werden kann.

Nun kehrt er mit Roulette zurück: einem Sci-Fi-Konzeptalbum, das in einer dystopischen Zukunft spielt, in der Reinkarnation wissenschaftlich bewiesen ist. Konzipiert, geschrieben und produziert von Alfa selbst, knüpft es an seine Tradition an, persönliche Erfahrungen mit visionären Konzepten zu verweben.

„Musik ist ein Geschenk, das nie aufhört zu geben“, sagt er. „Es wird immer eine Frage geben – und ich suche nach neuen Wegen, sie zu beantworten.“